Autoteilen für Anspruchsvolle

Autoteilen für Anspruchsvolle

«Der Tesla ist mein Traumauto», sagt Thomas Bachmann, Besitzer einer Solarfirma. «Doch im Alltag steht er 99 Prozent der Zeit herum. Das ist doch Verschwendung.» Also kaufte der 39-jährige sich den elektrischen Luxussportwagen nicht allein, sondern mit sechs Freunden, die meisten, wie er, Unternehmer aus Winterthur und Zürich. «Einige von uns besassen selbst gar kein Auto», sagt Bachmann. «Und wenn sie einmal ein Mobility-Auto nutzen wollten, dann bitte auch ein cooles.»

Von null auf hundert in 3 Sekunden

Mit der roten Flotte des grössten Schweizer Carsharing-Anbieters (häufigstes Fahrzeug: der Renault Mégane) hat der Tesla tatsächlich nicht viel am Hut; er ist auf Stadtstrassen eine flüsterleise Wohlfühloase, auf Landstrassen ein Katapult. Der allradgetriebene Elektroflitzer besitzt zwei Elektromotoren, welche über 700 PS auf die Strasse bringen; von null auf hundert braucht man drei Sekunden und gut eingestellte Kopfstützen. Zu siebt taten dann auch die rund 120’000 Franken Kaufpreis weniger weh.

Seit Anfang Jahr läuft das Experiment Tesla-teilen. «Wir haben eine Internetseite eingerichtet, auf der man das Fahrzeug reservieren kann», sagt Roger Basler, ein 35-jähriger Wirtschaftsberater aus Winterthur. Damit die sieben Mitbesitzer das Fahrzeug unkompliziert abholen können, haben sie es in in der Garage eines Zürcher Hotels abgestellt, wo die Rezeption 24 Stunden am Tag bedient ist. Wer den Wagen benutzt, zahlt die Gebühr direkt bei der Buchung aufs gemeinsame Konto.

Einen Tesla vor der Haustür

Bachmann, der in Winterthur wohnt und arbeitet, nutzt den Tesla eher sporadisch, etwa für Ausfahrten mit Freunden oder Kunden. Da es seinen Mitkäufern ähnlich geht, kam rasch der Gedanke auf, den Elektroflitzer auch extern zu vermieten. Der Unternehmergeist war geweckt; seit einem Monat ist die Buchungsplattform teslasharing.ch online zugänglich. Die junge Firma will mit exklusivem Service punkten: Wer den Wagen bucht, dem wird er vor die Haustür geliefert und danach wieder abgeholt. Momentan tun dies die Gründer selbst; falls daraus ein florierendes Geschäft würde, könnten dies auch Studenten oder Rentner übernehmen.

«Ich ärgere mich, wenn ein normales Auto fehlt»

Weitere Fahrzeuge sind bereits geplant, so wurden zwei Exemplare des brandneuen Model 3 von Tesla schon reserviert. «Das Buchungssystem kommt nicht nur mit einem, sondern auch mit zehn oder mehr Fahrzeugen zurecht», sagt Basler. Die gut vernetzten Unternehmer (drei sind Mitglied der jungen Wirtschaftskammer Winterthur) haben bereits ihre Fühler ausgestreckt und in Hotels und Firmen geworben und mögliche Investoren angefragt. Interessant wären auch sogenannte Co-Workingspaces, wo Kreative und Freischaffende sich Arbeitsplätze mieten. Wer ein Büro teilt, teilt vielleicht auch ein Auto.

Nebst den erhofften Stammkunden wird es aber sicher auch neugierige Einmalkunden geben, die das elektrische Fahrgefühl einmal testen wollen. «Man gewöhnt sich schnell daran», sagt Bachmann. «Ich ärger mich inzwischen regelrecht, wenn ich mein normales Dieselauto benutzen muss. Und die Geschäftspartner aus Zürich haben schon lange kein Mobility-Auto mehr gebucht.»